5 Dinge, auf die ein Sizilianer niemals verzichtet

Sonnenbrille, Handy, Fernseher, Auto und …eine Heilige

Wo anderswo das Ende des Smartphones eingeläutet wird, und die Deutschen den Handykonsum begrenzen, folgen die Italiener zwar dem Trend von weniger aber teureren Smartphones, aber für die Sizilianer ist das Handy mehr als nur ein Kommunikationsmittel.

In Sizilien, wo das äußere Erscheinungsbild (mit) das Wichtigste ist, wird deshalb wie anderswo in Handys mit größerem Bildschirm und leistungsstärkeren Kameras investiert. Gern wird auch ein zweites Gerät angeschafft, denn Sizilianer sind und bleiben Trendsetter. Das Retrohandy von Nokia, ohne Sinn und das kein Mensch braucht, macht jeden Sizilianer zum ´vintage man´, der den Ton angibt.

Was tun also die Sizilianer mit ihren Smartphones? Telefonieren? Italiener und besonders Sizilianer sind sehr kommunikativ und gesellig, das ist bekannt. Auch in Zeiten von WhatsApp erkundigt sich die mamma mehrmals am Tag, was ihre Sprösslinge so machen, und, wenn diese nicht zuhause sind, was es zum Mittagessen gab. Auch Omas und Opas sind Teil von WhatsApp-Gruppen und posten mehr oder weniger scharfe Fotos des Tagesgeschehens. Bei Feierlichkeiten, wie Hochzeiten oder bei Strandbesuchen werden die Smartphones wie Degen gezückt und der Kampf um das beste Profilbild beginnt. Ein Smartphone ist aber, wie jedes Accessoire, ein Statussymbol und besonders bei Jüngeren, wie die natürliche Verlängerung der Hand.

Sollte das Smartphone doch einmal aus der Hand gelegt werden, widmet sich der Sizilianer gern einer seiner Lieblingsbeschäftigungen: dem Fernsehen. Zu Repräsentationszwecken wird deshalb im Wohnzimmer das größte und bestausgestatteste Gerät aufgestellt. In der Küche, im Schlafzimmer und in den anderen Zimmern stehen die älteren Geräte, die nicht unbedingt jeder sieht, die aber noch ihren Zweck erfüllen. Fußball bei den Männern, sentimentale Talkshows bei den Frauen und die Nachrichten als akustischer Hintergrund des gemeinsamen Mittagessens. Sizilianer wachen mit dem Fernseher auf und gehen mit diesem ins Bett. Am Strand und auf dem Platz kann dann wieder das Handy gezückt werden.

Wenn der Sizilianer am Sonntagnachmittag nach einem reichhaltigen Mittagessen einen Spaziergang macht, dann tut er dies gern mit dem Auto. Die Spazierfahrt ist weniger anstrengend und geht schneller. Man grüßt Freunde vom Auto aus, höchstwahrscheinlich sieht man sich ein paar Stunden später auf dem Platz wieder. Die Vorteile des motorisierten Spaziergangs und überhaupt des Autos bestehen darin, dass bei windigen Tagen die Frisur und die Füße in hohen Absätzen geschont werden und im heißen Sommer die Klimaanlage Abkühlung bringt. Außerdem ist man nicht auf die wenigen öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen und kann ein gerade gekauftes neues und teures Modell zur Schau fahren. Eine Familie besitzt im Durchschnitt geschätzt 2-4 Autos. Die öffentliche Infrastruktur steht deshalb schon lange vor der Zerreißprobe und selbst in kleinen Städten findet man mittlerweile nur noch mit Mühe einen Parkplatz.

Um selbst aus dem Autofenster heraus bella figura zu machen, ist die Sonnenbrille ein unverzichtbares Modeaccessoire. Kein Wunder. In Sizilien gibt es im Jahresdurchschnitt die größte globale Sonneneinstrahlung auf dem europäischen Kontinent. Durch die gegebenen klimatischen Bedingungen konnte sich die Optikindustrie selbst in Krisenzeiten über stabile Verkaufszahlen freuen. Die modebewussten Sizilianer haben wie beim Auto oder Fernseher nicht nur ein Modell in der Schublade, sondern mehrere. Sizilien ist demnach die Region Italiens mit der größten Anzahl an Sonnenbrillenkäufern.

Über all diesen, von manchem vielleicht als unwichtig angesehen Dingen, steht jedoch eine, die weder ausgetauscht, noch gekauft werden kann: la mamma.

Die sizilianische mamma steht wie ein Fels in der Brandung und bewahrt die Identität der gesamten Familie. Einerseits genießt sie einen besonderen Status, andererseits wird ihr aber auch viel abverlangt: Haushalt, Kindererziehung, Arbeit, die Kontakte zu nahen und fernen Familienmitgliedern und Freunden pflegen, immer gut aussehen, sich um das Wohlergehen des Ehemanns und der Kinder kümmern, für die ganze Familie kochen und, wenn die eigenen Eltern sehr alt geworden sind, tags- und nachtsüber Pflegefrauen koordinieren. Sizilianische Mütter haben wie keine anderen eine besondere Beziehung zu ihren Kindern, und dies ein Leben lang. Kinder unabhängig werden und ihrer Wege gehen lassen, schaffen die wenigsten. Die beste Altersvorsorge ist deshalb die Kinder am Besten im gleichen Haus oder wenigstens in der Nähe zu behalten. Und was sagen die Kinder? La mamma è sempre la mamma!

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