Barockstädte

Die Barockstädte des Val di Noto gehören zum Welterbe der UNESCO

Der sonnige Südosten Siziliens ist ein von Touristen noch relativ unberührter Fleck. Noto, Modica, Ispica und Scicli sind kleine Barockstädte, die in Bezug auf ihre Architektur, ihre geografische Lage und ihre Traditionen wahre Edelsteine im Panorama der bekannten Touristenmetropolen darstellen.

Das Val die Noto ist nicht, wie vielleicht angenommen, ein Tal, sondern eine historische Verwaltungseinheit im Südosten der Insel. Die ganze Region wurde vom verheerenden Erdbeben im Jahre 1693 zerstört und sukzessiv im barocken Stil wiederaufgebaut.

Noto

Noto ist die beeindruckende ‚‚Hauptstadt‘‘ des sizilianischen Barock. Vom Erdbeben von 1693 vollständig zerstört, wurde sie vom Architekten Giovanni Battista Landolina komplett neu konzipiert und mithilfe des Baumeisters Rosario Gagliardi innerhalb weniger Jahrzehnte wiederaufgebaut.

Cattedrale di San Nicolò

  • Kirchen (Chiesa San Domenico, Cattedrale di San Nicolò, Basilica San Salvatore, Chiesa di Santa Chiara) mit ihren Säulen, korinthischen Kapitellen, Türmen und breiten Freitreppen,
  • phantasievoll geschmückte Paläste (Palazzo Ducezio, Palazzo Trigona, Palazzo Villadorata),
  • das Kloster Montevergine mit seiner geschwungenen Fassade,
  • und die Steinbalkone mit ihren aufwendigen Tier- und Menschenskulpturen haben Noto zu einer barocken Perle der ganzen Region gemacht.
  • Jedes Jahr im Mai findet die ‚‚Infiorata‘ statt, ein künstlerisches und kulturelles Ereignis, bei dem die zur Kirche Chiesa di Montevergine aufsteigende Via Nicolaci mit Bildern aus Blütenblättern geschmückt wird. In der ganzen Stadt finden Konzerte und Verkostungen typischer lokaler Produkte statt.

Infiorata

Modica

Das Erdbeben von 1693 verwüstete auch das als Stadt der 100 Kirchen bezeichnete Modica. An einem Felssporn gelegen, wurde die Stadt im barocken Stil wiederaufgebaut und unterteilt sich in die Oberstadt Modica Alta und die Unterstadt Modica Bassa.

  • Die prachtvollen Kirchen San Giorgio, San Pietro und San Giovanni Evangelista thronen auf ihren aufwendigen monumentalen Freitreppen.
  • Die Stadt der 100 Kirchen zählte im Jahre 1600 tatsächlich 95 Kirchen, einschließlich lokaler Klöster und Stifte. Diese wurden allerdings durch mehrere verheerende Erdbeben (in den Jahren 1169, 1542, 1693, 1707, 1719 und 1738) größtenteils vollständig zerstört, danach aber im jeweiligen Baustil wiederaufgebaut. Ein Spaziergang durch die engen Gässchen mit ihren Treppen, Steinhäuschen und Kirchlein (eine davon die Höhlenkirche San Nicolo Inferiore) lohnt sich unbedingt.
  • Modica ist nicht nur für seine Architektur, sondern auch für seine kulinarischen Köstlichkeiten bekannt: seine nach antikem Rezept hergestellte Schokolade soll die 30. zertifizierte Spezialität Siziliens werden (der Antrag liegt bei der EU).

Duomo di San Giorgio in Modica

Ragusa

Ragusa ist die in den Hybläischen Bergen gelegene Provinzhauptstadt, die sich in die Oberstadt Ragusa Superiore und die Unterstadt Ragusa Ibla unterteilt. Eine tiefe Schlucht trennt die Stadtteile voneinander ab, die durch 3 Brücken wieder miteinander verbunden werden. Ragusa Ibla mit ihren mittelalterlichen Gässchen wurde schon in der Antike besiedelt, während die Oberstadt von Ragusa im 18. Jh. entstand und heute vom Großteil der Einwohner Ragusas bewohnt wird.

Ragusa Ibla

  • Wunderschöne Barockbauten sind die Basilika San Giorgio mit ihrer monumentalen Freitreppe, die nach dem Erdbeben von 1693 vom Architekten Rosario Gagliardi entworfen wurde, der Dom San Giovanni, das kleine und feine Barockkirchlein San Giuseppe, die Kathedrale San Giovanni Battista, welche zu den größten Kirchen Siziliens gehört, die Kirche Santa Maria dell’Itria mit ihrer blau leuchtenden Glockenturmspitze und zahlreiche barocke Stadt- und Adelspaläste.
  • Jede der zwei für lange Zeit autonomen Verwaltungsbezirke Ragusas hat seinen Schutzheiligen, welcher mit imposanten Prozessionen gefeiert wird: in der letzten Maiwoche San Giorgio in Ragusa Ibla und am 29. August San Giuseppe Battista in Ragusa Superiore.
  • Ragusa ist außerdem die Stadt des Käses (Ragusano DOP), des Öls (Olio Monti Iblei DOP), des Honigs und des Weins (Cerasuolo).

Ispica

Ispica ist eine schon in der Vorgeschichte bewohnte kleine Barockstadt in deren unmittelbarer Nähe sich die Höhlen von Ispica (Cava d’Ispica) befinden. Die am Grund der Schlucht gelegene Stadt wurde vom schweren Erdbeben von 1693 zerstört und auf dem nahe gelegenen Hochplateau in der heutigen Form neu aufgebaut. Bis 1935 hieß die Stadt Spaccaforno.

Basilika Santissima Annunziata

  • Die Barockkirchen Santa Maria Maggiore mit ihrer einzigartigen halbkreisförmigen Säulenhalle, die an den Petersplatz in Rom erinnert, die Kathedrale San Bartolomeo mit ihrer Doppeltreppe, die Basilika Santissima Annunziata mit ihrem in Blau gehaltenen stuckbesetzten Innenraum, die Höhlenkirche Santa Maria della Cava, die sich in der Schlucht Ispicas befindet, sowie der im Jugendstil erbaute Bruno-Belmonte-Palast, der heute das Rathaus der Stadt beherbergt, stellen einen echten Geheimtipp dar.
  • Die Höhlen von Ispica liegen in einer 13 km langen Schlucht zwischen Modica und Ispica und enthalten hunderte Höhlen, die abwechselnd als Begräbnis- aber auch als Wohnstädte genutzt wurden.
  • Besonders eindrucksvoll sind die Osterprozessionen der rivalisierenden Bruderschaften der Kirche Santa Maria Maggiore in Rot, die am Gründonnerstag die Skulpturengruppe „Christus an der Martersäule“ und die Bruderschaft der Basilika Santissima Annunziata in Blau, welche am Karfreitag die Skulpturengruppe „Christus am Kreuz“ auf den Schultern durch die Straßen tragen.

Karfreitagsprozession in Ispica

Scicli

In der Vorgeschichte von den Sikelern gegründet, gehört Scicli wie das ganze Val di Noto zum Welterbe der UNESCO. Auch Scicili blieb vom verheerenden Erdbeben von 1693 nicht verschont und ist heute barocker Schauplatz der Geschichten des beliebten Kommissars Montalbano, welcher vom vielfach ausgezeichneten sizilianischen Schriftsteller Andrea Camilleri erfunden wurde.

Kirche San Bartolomeo Apostolo– Foto Wikimedia Commons/Gimelfi

  • Die Barockstraße via Francesco Mormino Penna mit zahlreichen Gebäuden aus dem 18. Jh. und der Palast Palazzo Beneventano stellen ein Meisterstück des Spätbarocks dar.
  • Das im Stil der Neorenaissance erbaute Rathaus ist auch als Dienststelle des Kommissars Montalbano bekannt.
  • Die prächtigen Kirchen San Giovanni Evangelista, San Bartolomeo Apostolo (am Fels gelegen), Santa Maria La Nova (mit klassizistischer Fassade), Maria Santissima della Consolazione (ihre Kirchenschiffstruktur blieb trotz Erdbeben erhalten), Santa Teresa (mit ihrem reich geschmückten Innenraum), die Domkirche San Ignazio, die ehemalige Domkirche San Matteo (das Wahrzeichen der Stadt) und die verschiedenen Klöster machen Scicli zu einem architektonischen und historischen Juwel.

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